1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Fahrt durch den Apennin ist ermüdend; kahle Kalkselsenrücken um-
geben uns, und viele Tunnel müssen wir passieren. Aber das Herz
des Reisenden läßt keinen Unmut aufkommen, winkt ihm doch als
nächstes Reiseziel — Florenz.
Herz, ahnst du schon das himmlische Firenze,
Wie es sich hebt am gelben Arnostrome
mit seinen Tünnen, seinem Marmordome?
Die „Stadt der Renaissance" mit ihrer zweihundertjährigen Blüte-
zeit leuchtet ewig in dem Gedächtnis der Menschen, und wir haben
alle Veranlassung, uns eingehender mit Firenze zu beschäftigen. Wohl
der interessanteste Punkt in Florenz ist der Ponte Vecchio, eine Brücke,
die, über den Arno gespannt, mit den Läden der Goldschmiede bedeckt
ist. Sie verbindet zwei berühinte Paläste, die Ussizien und den Palast
Pitti. Beides sind jetzt weltberühmte Gebäude mit den herrlichsten
Sammlungen, der Pittipalast dient zugleich als Wohnplatz der könig-
lichen Familie, wenn sie zum Besuche erscheint.
Hier lernen wir recht würdigen, was wir oben über die besondere
Erschließung des italischen Volkes zum „Kunstsinn" vorausschickten.
Das „talentvollste Volk der Erde" erlebte in Florenz seine eigentliche
Blütezeit — die Renaissance.
Der ganze Renaissancestil ist hervorgegangen aus dem wieder
erwachten Studium der Antike und begann im 15. Jahrhundert zu
erwachen. Hauptsächlich findet er seinen Ausdruck in der Architektur,
und zunächst weniger bei Kirchenbauten als bei Schlössern und Palästen.
Das mittelalterliche Wohnhaus zeigte den burgähnlichen Charakter,
und dem tragen auch die ersten Palastbauten der Renaissance noch
Rechnung in der sogenannten Rustika des untersten Stockwerkes. Dann
aber wird über ihr die Fassade belebt und gegliedert durch Gäulen-
stellungen, rundbogige Fenster und ein ausladendes Gesims. Der
Palast Strozzi ist der sprechendste Beweis der neuen geistvollen Stil-
art, auch der Palast Pitti gehört zur Frührenaissance. Die An-
Wendung dieser eigenartigen Auffassung in der Architektur für die
Kirchenbauten fügte noch den Kuppelbau hinzu; das bewnndertste
Monument bleibt in dieser Beziehung die Peterskirche in Rom, deren
gewaltige Kuppel (150 111 hoch) sich über den Gräbern der Apostel
Petrus und Paulus wölbt. Neben der Architektur zeigte sich der er-
wachende Kunstsinn in den herrlichsten Skulpturarbeiten, und gerade
darin haben die Florentiner eine unverwüstliche Begabung gezeigt.
Der Heros dieser Zeit ist der unsterbliche Michel Angelo mit seiner
wunderbaren Kenntnis des anatomischen Körperbaues, der, wie das
vielfach bei den Koryphäen der Renaissancezeit zu Tage tritt, die viel-
seitigsten künstlerischen Talente in sich vereinigte und zugleich Maler,
Bildhauer, Architekt und Dichter war. In den Nischen der Usfizien
1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 5 —
geringer als in Jersey, wo die Insel fast zu einem einzigen Epheu-
knäuel zusammenwüchse, wenn man der wuchernden Pflanze nicht
wehrte. Prächtige alte Bäume sind zahlreich zu schauen, wie die
green dale oak (grüne Thaleiche) mit ihren Erinnerungen an Robin
Hood, den Volkshelden und Räuber des 13. Jahrhunderts. Im
Süden der Themse lag in der voroceanischen Periode Englands der
eigentliche Schwerpunkt der Landesgeschichte. Daraus erwuchs später
eine interessante politische Thatsache. Denn als in neuester Zeit
England die Wandlung zun: Industriestaat durchgemacht hatte, ergab
es sich, daß in den kleinen und kleinsten Flecken des Südens, den
rotten boroughs (eig. verfaulten Flecken), nur einer winzigen Zahl
von Einwohnern die Berechtigung zur Parlamentswahl gesichert war,
während die nördlichen großen Industriestädte, die erst in jüngster
Zeit emporgekommen waren, dieses Wahlrechts entbehrten.
Im großen und ganzen zerfällt England noch bis auf den heutigen
Tag in die westlicheren grazing counties und die östlicheren Com
counties lweidegebiet und Ackerbaufläche), und so hat die Viehzucht
in Britannien immer eine große Rolle gespielt, besonders da das
Vieh bei dem milden Klima im Winter aus der Weide bleiben kann.
Namentlich waren die Schafherden in älterer Zeit bedeutend, und
die Wolle bildete eine hauptsächliche Ausfuhrware. Sie deckte Vorzugs-
weise den Bedarf der großen Fabrikstädte in Flandern. Damals
spotteten wohl die deutschen Hansestädte, die das Handelsmonopol
rücksichtslos ausbeuteten, wir kaufen Von den Engländern den Fuchs-
balg für einen Groschen und verlausen ihnen den Fuchsschwanz für
einen Gulden. Der Stalhof in London war die bekannte Niederlage
der Hanseaten, wo die Tuchballen nach einem Muster geprüft wurden
und dann ihre Bleimarke erhielten. Dieser Vorzug Englands der
ansehnlichen Wollenerzeugung spricht sich auch in dem Verslein der
alten Geographen aus, die England 7 Dinge nachrühmen, nämlich
ai-x, pons, mons, fons? rex; ecclesia, femina — lana! Nun noch
ein Wort über ecclesia oder den Ruhm der Kirchen. Wirklich muß
England schon in früherer Zeit ein wohlhabendes Land gewesen sein,
und überall zeugen dasür in den Städten die prächtigen Kathedralen
im edelsten gotischen Baustil. St. Paul in London allerdings, das
für das vornehmste Gebäude in Großbritannien gilt, gehört einer
späteren Bauperiode an. Dann aber sind zu nennen die Dome in
Canterbury, das man in Kanzelberg hat verdeutschen wollen, Salis-
bury mit dem höchsten Turme in England, Oxford, das in Kirchen
und Profanbauten den gotischen Baustil zeigt, Exeter, Iarmouth und
Ely, wozu dann noch die Kathedrale in Jork tritt, die man als
eme der schönsten in ganz Europa bezeichnet,"und die prächtige gotische
Kirche in Schottland: Glasgow. Trotz aller dieser schönen Kirchen-
bauten und obgleich von Irland und England aus unserem Deutsch-
1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Pahde, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
124
ligsten Stadt der Inder, mit Tempeln, Hindu-Lehranstalten und
Badeplätzen an der „heiligen Ganga"t Weiter oberhalb bei
Tllababad [allahabad], wo sich Dschamna und Ganges vereinigen,1 2 * 4
spaltet sich die Bahn: eine Linie führt gen Sw nach Bombay
fj. U. 101), die andere zieht nach Nw weiter, erreicht am Dschamna
die uralte Stadt Delhi, die unter den Großmoguln (f. S. 122)
ihre Glanzzeit erlebte,und dringt im Pa n d sch ab über dessen Haupt-
stadt Labore [i«i)6r] bis nach der Grenzfestung Peschawar [pischaur]
vort Bei Lahore zweigt die Bahn nach dem unteren Indus ab;
im N aber liegt im Gebirge der Schutzstaat Kaschmir, genannt
nach dem „Garten des ewigen Frühlings", dem schönen Hochttzale
<s. S. 113, 117), das u. a. durch die feinhaarigen Kaschmir-Ziegen
berühmt ist. Im Indus- und Dschamna-Gebiete wie auch in meh-
reren Teilen Dekans ist seit wenigen Jahrzehnten die Baumwolle,
deren feinste Verarbeitung schon von den alten Indern geübt wurde,
mit solchem Erfolge im großen angebaut worden, daß sie in der Aus-
fuhr Indiens setzt die erste Stelle einnimmt.5 * 7 8 Haupthafen dafür ist
Bombay [bombe]6 an der W-Küste (190 n. Br.), die zweite Stadt
Indiens (825000 Einw.) und erst in neuester Zeit im Handel^ von
Kalkutta überholt. Die in den Europäervierteln wesentlich ver-
besserte Stadt liegt auf einer Insel, die im N durch den Damm
der Eisenbahn mit dem Festlande verbunden ist, an der Rückseite
aber einen prächtigen Handels- und Kriegshafen begrenzt. Wie mit
dem Ganges-Gebiet (s. 0.), so steht sie auch mit der Koromandel-
Küste in Bahnverbindung. Dort ist8 Madras [madräß] nach Ein-
1 Vgl. Lehmann's Wandbild. Der Ganges trägt die Leichen in Brahmas
Schoß.
2 Der Name bedeutet Gottesstadt; die Engländer haben die Stadt ihrer Lage
wegen zum Hauptwaffenplatz gemacht.
s Prächtige Moscheen und Paläste geben noch jetzt von diesem Glanze des
indisch-mohammedanischen Roms Zeugnis. Die Strecke Delhi — Benares ist un-
gefähr der von Benares bis Kalkutta gleich.
4 Vgl. S. 107, Anmerk. 7.
6 Ein Beispiel dafür, daß geschichtliche Verhältnisse geographisch wirken — (Um-
gekehrtes s. S. 52, Anmerk. 1) — nämlich die Bodenbenutzung eines fremden Landes
beeinflussen können: als im nordamerikanischen Bürgerkriege (s. S. 39, Anmerk. 1)
die Neger die Partei ihrer Befreier (Nord-Staaten) ergriffen, waren im 8 die
Baumwollpflanzungen ohne Arbeiter; da begann England, um die eigene Baum-
wollindustrie zu retten, in Vorder-Indien und Ägypten (s. S. 70 u.) den Anbau
der Gespinstpflanzen bedeutend auszudehnen: so ist in beiden Ländern Baumwolle
das wichtigste Erzeugnis geworden und geblieben, wenn die Union sie später auch
wieder überflügelt hat (vgl. S. 44, Anmerk. 2).
0 Nach einer indischen Göttin genannt (nicht, wie oft behauptet wird, nach
einem portugiesischen Ausdruck Bombahia — gute Bai).
7 Die indische Münzeinheit ist die Rupie [rupi], jetzt nur 1,30 Mk. >vert.
8 Als älteste feste Ansiedelung der Briten und wegen der leichten Verbin-
dungen mit dem inneren Dekan und der Iv-Küste (vgl. S- 116, Anmerk. 8). In
Dekan hat Haiderabad [... bad] im alten Diamantenlande mehr als 400000 Einw.
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
9
3. Alpes maritimae. — Städte: Antipolis
(Antibes). Eburodunum (Embrun).
4. Viennensis. — Völker: Allobroges, Se-
galauni, Vocontii, Cavares, Salluvii etc. — Städte:
Vienna (Vienne). Cularo oder Gratianopolis (Gre-
noble). Aquae Gratianae (Aix). Valentia (Valence).
Dea Vocontiorum (Die). Arausio (Orange). Ave-
nio (Avignon). Tarasco (Tarascon). Arelatum (Ar-
ies). Massilia (Marseille).
Ii. Aquitania.
1. Aquitania prima. — Völker: Lemovici,
Bituriges, Arverni, Gabali, Vellavi etc. — Städte:
Augustoritum (Limoges). Avaricum (Bourges).
Noviodunum (Neuvy). Augustonemetum (Clermont).
Segodunum (Rhodez).
2. Aquitania secunda. — Völker: Pictones,
Santones, Bituriges Vibisci, Petrocorii, Nitiobriges
etc. — Städte: Limonum (Poitiers). Mediolanum
(Saintes). Burdigala (Bordeaux). Vesunna (Peri-
gueux). Aginnum (Agen).
3. Novempopulana. — Völker: Tarbelli,
Auscii, Bigemmes, Convenae. — Städte: Aquae
Tarbellicae (Dax). Eiiberis oder Climberrum (Auch).
Tarba (Tarbes). Lugdunum Convenarum (St. Ber-
trand).
Iii. Lugdunensis.
1. Lugdunensis prima. — Völker: Segu-
siani, Aedui, Lingones etc. — Städte: Lugdunum
(Lyon). Bibracte oder Augustodunum (Autun).
Noviodunum (Nevers). Andematunum (Langres).
Dibio (Dijon).
2. Lugdunensis secunda. — Völker: Ve-
locasses, Aulerci Eburovices, Esubii, Lexovii,
Abrincati etc. — Städte: Botomagus (Rouen).
Mediolanum (Evreux). Noviomagus (Lisieux). Co-
riallum (Cherbourg).
3. Lugdunensis tertia. — Völker: Osis-
mii, Redones, Veneti, Namnetes, Andes, Diablin-
tes etc. — Städte: Gesocribate (Brest). Condate
Rhode, histor. Atlas.
(Rennes). Portus Namnetum (Nantes). Juliomagus
(Angers). Cäsarodunum (Tours).
4. Lugdunensis quarta. — Völker: Car-
nutes, Parisii, Meldi, Tricasses, Senones, Aureli-
ani etc. — Städte: Autricum (Chartres). Lutetia
Parisiorum (Paris). Augustobona (Troyes). Agen-
dicum (Sens). Autesiodurum (Auxerre). Genabum
(Orleans).
Iv. Belgica.
1. Belgica prima. — Völker: Mediomatrici,
Verodunenses, Treveri etc. — Städte: Divodurum
(Metz). Tullium (Toul). Verodunum (Verdun).
Augusta Treverorum (Trier).
2. Belgica secunda. — Völker: Morini,
Atrebates, Ambiani, Bellovaci, Nervii, Veroman-
dui, Suessiones, Remi etc. — Städte: Gessoriacum
(Boulogne). Nemelacum (Arras). Samarobriva
(Amiens). Cäsaromagus (Beauvais). Turnacum
(Tournay). Camaracum (Cambray). Augusta Vero-
manduorum (St. Quentin). Noviomagus (Inoyon).
Augusta Suessionum oder Noviodunum (Soissons).
Durocortorum (Rheims). Lugdunum Cloatum (Laon).
Catalaunum (Chalons an der Marne).
3. Germania prima. — Völker: Ubii, Tre-
veri, Vangiones, Nemetes, Tribocci. — Städte:
Autumnacum (Andernach). Confluentes (Coblenz).
Mogontiacum (Mainz). Borbetomagus (Worms).
Noviomagus oder Augusta Nemetum (Speyer). Ar-
gentoratum (Strassburg).
4. Germania secunda. — Völker: Batavi,
Ubii, Menapii, Aduatici, Tungri, Condrusi, Ebu-
rones.— Städte: Lugdunum Batavorum (Leyden).
Trajectum (Utrecht). Noviomagus (Nymwegen).
Vetera (Xanten). Juliacum (Jülich). Colonia Agrip-
pina (Cöln). Tolbiacum (Zülpich). Bonna (Bonn).
Aduatucum (Tongern). Aquisgranum (Aachen).
5. Maxima Sequanorum. — Völker: Rau-
raci, Sequani, Helvetii etc. — Städte: Augusta
Rauracorum (Augst bei Basel). Basilia (Basel). Mons
Brisiacus (Breisach). Vesontio (Besançon). Eburo-
duiium (Iverdun)* Geneva (Genf). Lausonia (Lau-
sanne). Aventicum (Avenches). Solodurum (Solo-
thurn). Vindonissa (Windisch). Turieum (Zürich).
Octodurum ( Martiuach). Sedunum castrum (Sitten).
Britannia.
Gebirge : Grampii montes (Grampian-Geb.) —
Flüsse: Tamesis (Themse). Huinber (Abus). Sa-
brina (Savern).
1. Britannia Romana zerfiel in B. prima,
B. secunda, Flavia Cäsariensis, Maxima Cäsarien-
sis. — Völker: Cantii, Belgae, Durobriges, Tri-
nobantes. Atrebatii, Ordovices, Catuvellauni, Co-
ritani, Brigantes etc. — Städte : Durovernum oder
Cantabrigia (Canterbury). Dubrae (Dover). Magnus
portus (Portsmouth). Venta (Winchester). Aquae
Calidae (Bath). Londinium (London). Camalo-
dunum (Colchester). Camboricum (Cambridge).
Verulamium (St. Albans). Deva (Chester). Ebora-
cum (York).
2. Britannia barbara. Die Grenze im S.
wurde durch den römischen Wall gebildet.
Hsiaetia,
Gebirge: Alpes. — Flüsse: Rhenus, Ticinus
(Tessino), Addua (Adda), Ollius (Oglio), Mincius
(Mincio), Athesis (Etsch), Oenus (Inn). — Völ-
ker : Lepontii, Brixentes, Tridentini, Breuni etc.
— Städte : Clavenna (Cläven). Curia (Chur). Vel-
didena (Wüten bei Inspruck). Bauzanum (Botzen).
Brixentes (Brixen). Tridentum (Trient).
Vimlclirin.
Flüsse: Danubius, in welchen Ilargus (Iller),
Licus (Lech), Isara (Isar), Oenus (Inn) fliessen.
— Lacusbrigantinus(Boden-See).— Völker: Boji,
Brigantini, Vennones etc.— Städte: Guntia(Günz-
burg). Reginum (Regensburg). Batava Castra (Pas-
sau). Augusta Vindelicorum (Augsburg). Campo-
dunum (Kempten). Constantia (Constanz). Arbor
Felix (Arbon). Brigantia (Bregenz).
2
1865 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
106
700 Jahren) ihr Dom die Leichen der heiligen 3 Könige aufnahm. Ihre
Lage aber in der Nachbarschaft anderer Länder machte es sehr bald
nöthig, sie zu befestigen mit Mauern und Thürmen und Wällen, und eine
Festung ist die Stadt noch heute, und man sieht auf den Straßen und
Plätzen Schaaren von Soldaten aller Grade und Arten. Im Mittel-
alter wurde Köln eine freie Reichsstadt und Mitglied der Hansa, und die
reichen Kölner Tuchmacher und Goldarbeiter waren berühmt in aller
Welt; darin ist es indeß gegenwärtig von Elberfeld überholt worden.
Eine Gitterbrücke und eine Schiffbrücke führen von Köln, das am linken
Ufer des Rheins liegt, nach dem gegenüberliegenden Deutz, das eine
Menge prächtiger Gasthäuser hat. Der Kölner Dom, dieser Wunderbau
sonder Gleichen, ist schon vor mehr als 600 Jahren angefangen, dann
blieb der Bau lange Zeit liegen und erst seit 20 Jahren ist er wieder
aufgenommen worden. Ganz Deutschland hat dazu gesteuert, und so
können wir seine Vollendung wohl noch erleben. Es ist ein Werk von
ungemeiner Pracht und Größe. Durch das großartige Portal eintretend
sehen wir wie in einen großen Wald von erhabenen steinernen Säulen.
Hinter dem reich geschmückten Hochaltar befindet sich die Kapelle der
heiligen 3 Könige; der Schrein, in dem sie ruhen, ist von Gold, und
mit Perlen und Edelsteinen überreich besetzt. In einer andern Kapelle
ist ein 9 Fuß hohes Bild zu sehen, die 3 Könige darstellend, wie sie das
auf Mariens Schooß liegende Christkind anbeten. Eine Menge köstlicher
Gemälde, zum Theil Geschenke von Kaisern und Königen, zeigen auch
die hohen Fenster. Und so enthält der Dom noch viele andre Schätze
und Merkwürdigkeiten, z. B. 2 Ringe von der Kette, mit welcher Petrus
im Gefängniß gefesselt war, den obersten Theil seines Wanderstabes rc.
Und trätest du in den Dom zu der Zeit, da das Hochamt gehalten wird,
du würdest staunen über die Pracht der Feier, die Menge der Priester
und Chorknaben, die Schönheit der Gewänder, die Macht und Anmuth
des Gesanges. Ein Hauptfest der Kölner ist der Carneval, der in den
Tagen vor Fastnacht mit allerlei lustigen, maskirten Aufzügen, Tanzen
und Springen, Necken und Lachen, Singen und fröhlicher Musik von
Alt und Jung und Hoch und Gering gefeiert wird. Unter den vielen
Wagen und Reitern und lustigem Volk und vermummten Spielleuten
zieht dann ein Wagen daher, von 6 Schimmeln gezogen, das ist der
Wagen des Hanswurst, auf dem tanzt, von Blumen umwogt, der Held
Carneval mit seiner Braut. Am Aschermittwoch ist es mit Musik und
Lustbarkeit zu Ende, denn nun beginnt die stille, ernste Zeit der Fasten.
Schließlich sei noch jenes wohlriechenden Wassers erwähnt, das von der
Stadt, in der der Erfinder Farina, ein Italiener, wohnte, den Namen
hat Lau de Cologne. Die Fabrik, ein schönes, ansehnliches Haus,
besteht noch jetzt. — Bonn (S. 99, 104) ist eine freundliche, am linken
Ufer des Rheins gelegene Stadt, hat eine Universität, ein schönes Denk-
mal des berühmten Componisten Ludwig von Beethoven, der hier geboren,
und prächtige Umgebungen. Ueber Mühlheim S. 104.
4. Im Reg. Bez. Aachen liegt Aachen, Jülich, Eupen. Er
hat (§ 40) einen außerordentlichen Reichthum an Steinkohlen und Metallen
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 29 —
der Löwengolf bespült, im W. den Oberlauf der Garonne, im N. den der
Loire. Der Languedoc-Canal (Südcanal, Canal du midi), welcher den Ocean
und das Mittelmeer verbindet, geht über Toulouse, Beziers, Cette, 32 Meilen
lang, er ist von Ludwig Xiv. erbaut. Der Boden ist dürr, ausgebrannt, der
Himmel rein, tiefblau wie in Italien. Das Volk ist von ernstem, starkem, un-
gestümem, leidenschaftlichem Character, von viel festerem und härterem Schlage
als die Gascogner. Sie haben etwas von der sinnenden, grübelnden Art des
germanischen Wesens, und sie stammen wahrscheinlich von ihnen ab, die letzten
Westgothen in Frankreich waren in Languedoc zusammengedrängt und er-
hielten sich hier. Die Albigenser (Alby), die Waldenser hatten in diesem
Lande ihre Heimath, und hier wütheten im 13. Jahrhundert (1209—1229)
die furchtbaren Kriege, die auf die Vertilgung dieser Ketzer ausgingen. Tou-
louse, an der Garonne und am Canal, eine sehr alte Stadt, mit Ueberresten
römischer Amphitheater und Wasserleitungen, erste Residenz des Königs der
Westgothen. Im 14. Jahrhundert stifteten Troubadours in Toulouse die
Blumenspiele, Liederwettgesänge, in welchen die Dichter der besten Lieder ein
goldnes Veilchen, eine wilde Rose, eine Ringelblume, eine Lilie von Silber
erhielten; das Fest wird noch heute jährlich am 3. Mai gefeiert. — Im So.
im Roussillon am Mittelmeere: Perpignan mit noch ganz spanischem Character;
im südlichen Tiefland: Narbonne, Beziers, Montpellier, Cette, Nimes. Cette,
eine befestigte Hafenstadt, liegt auf einer Landzunge am mittelländischen Meere
und am Canal von Languedoc. Nimes ist berühmt durch seine römischen
Alterthümer, darunter ein colossales Amphitheater, das in 35 Reihen 20000
Menschen faßte und noch in Trümmern Bewunderung erregt, ein schöner, den
Söhnen des Augustus geweihter Tempel (la maison quarrte), den 30 wunder-
schöne korinthische Säulen umgeben, eine riesige Wasserleitung mit 3 Reihen
über einander gebauter, schön gewölbter Bogen.
C. Die Provence (provincia), im Thal der Rhone und Durance, im
W. und S. Tiefland, sonst gebirgig durch die Alpen (hier Alpinen). Die
Provenyalen, Abkömmlinge der alten romanischen Einwohner, haben neben der
französischen Lebhaftigkeit und Gewandtheit eine gewisse italienische Festigkeit
und Haltung, und aus den Gesichtern schaut einem hier ein ganz eigenthüm-
licher südlicher Trotz entgegen. Sie sind leidenschaftlich, heftig, dem Ver-
gnügen über Alles zugethan, leichtsinnig, dabei arbeitsam, gutmüthig, brav,
Frauen und Mädchen von außerordentlicher Schönheit. Das Klima ist wie in
Italien sehr heiß, Regen selten, durch Ausrottung der Wälder Hitze und
Trockenheit vermehrt und Wassermangel bewirkt; der schneidend kalte, Alles
austrocknende Nordweststurmwind Mistral bringt oft Frost und Reif. Der
Winter der Provence ist nur eine kalte Regenzeit, die etwa 3 Wochen dauert.
Umweihnachten blühen schonhyacinthen, Tulpen und andereblumen des Früh-
lings; und so entbehrt denn auch das Weihnachtsfest, das von aller Welt mit
alten schönen proven^alischen Liedern gefeiert wird, nicht des köstlichsten Früh-
lingsblumenschmuckes. Im Sommer ist es am Tage drückend und erschlaffend
heiß, aber die Sommernächte sind desto schöner, da eilt dann Alles hinaus,
um sich an der köstlichen Kühle, dem balsamischen, den Oelbäumen, Mandeln,
Lavendelkraut entströmenden Duft, unter dem reinen, tiefblauen Himmel zu
erquicken. Keine Provinz Frankreichs ist so reich an edlen Südfrüchten, Wein,
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
830
Europa. Das Königreich Preußen. Rhelnprobinz.
und die Ruwer auf, von denen die Leuk einen schönen Wasserfall bildet; die Gewässer,
zwar nicht schiffbar, sind doch beim Holzreichthum der von ihnen durchflossenen Gegen:
den wichtig wegen des Holzflößens. Das Klima in den Thälern mild und lieblich,
auf den Bergrücken mehr rauh als freundlich. Die Flußthäler zumeist fruchtbar und
sehr fruchtbar, am fruchtbarsten die der Blies und Saar-, die Bergrücken wie der Re-
gierungsbezirk Koblenz zum Theil sehr unfruchtbar, zumeist nur als Schiffelland benutzt,
nur mit der Asche der abgehackten und abgebrannten Oberkrume und Hecken gedüngt,
und dann nach 2— Zjähriger dürftiger Ackerbenutzung wieder 15 — 30 Jahr unbenutzt
liegen gelassen.
Von Erzeugnissen etwas Waschgold in den Flüssen, ein 374 Loth schweres
Stück wurde 1827 im Mühlbache bei Berncastell gefunden-, viel Eisen, Blei,
Steinkohlen, etwas Kupfer, Kochsalz, Alaun, einige Mineralquellen, viele
Schieferbrüche; es werden jetzt 15mal mehr Steinkohlen als unter franz. Herrschaft
hier gewonnen. Die ausgebreiteten Waldungen liefern viel Holz, 1836 fast 7 Mill.
Kubikfuß-, viel Weinbau, gegen 1500 Morgen mit einem Ertrage von 250,000 bis
355,000 Eimern; die besten sind die Saar- und die Moselweine, die letztem besonders
bei Trier, Piesport, Dusemond, Crö'v, Graach, Zeltingen und Erden; sehr viel Obst,
aus dem auch viel Obstwein bereitet wird; viel Tabak, Hanf und Oelgewä'chse. —
27,353 Pferde, 184,083 Rinder, 167,174 Schaafe, wovon 64 ganz-, 15,338 halb-
veredelt; 19,456 Ziegen, 77,196 Schweine. — Die Fabrikthätigkeit weniger
ausgebildet: Leder, Blech, Tuch, Glas, Eisenwaaren, Steingut, Papier sind die bedeu-
tendsten Fabrikerzcugnisse; die Dillinger Blechhütte die bedeutendste des Staates.
Das Land war schon sehr frühzeitig, schon vor der Römerzeit gut bevölkert, davon
zeugen die vielen römischen und vorrömischcn Alterthümer, welche in diesem Regierungs-
bezirk, wie in keinem andern Landestheile, häufig gefunden werden; sehr zahlreich sind
auch die Baudenkmäler aus dem Mittelalter, groß die Zahl der merkwürdigen gothischen
Kirchen, mehrere Burgen und Rathhäuser; besonders merkwürdig sind: die 8eckige
Kapelle zu Mettlach an der Saar aus dem 11. Jahrhundert, die Säulenbasilika zu
Mcrzig, die Basilika zu Roth an der Our, zu Pötnitz, die Kirche zu Offenbach an der
Glan aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, eins der merkwürdigsten Bauwerke in
Deutschland, ein Seitenstück der Liebfrauenkirche zu Trier, die Kirche zu Tolley, die
Stiftskirche zu Kyllburg, zu Arnual bei Saarbrücken, mit ihren zahlreichen Grabdenk-
mälern der gräfl. Nassau-Saarbrückschen Familie, die Jesuitenkirche zu Trier, die Kirche
zu St. Wendel, das Hospital zu Eues an der Mosel, das Rathhaus zu Trier; der
Dom zu Trier, der alle Umwandlungen von der Römerzeit bis zu neuerer Zeit an sich
trägt. — Die jetzige Bevölkerung wohnt in 11 Städten, 27 Flecken, 1126 Dörfern,
242 Colonien, 1223 einzelnen Etablissements, in 144,985 Gebäuden, wovon 74,541
Wohngebäude, und von diesen 5033 in den Städten sind.
Für die geistige Bildung sorgen 2 Gymnasien, zu Trier kath., Saarbrück
cvang., 3 höhere Bürger-, 3 Töchter-, 2 Mittel-, 930 Elementarschulen, 77 evang.
Mutter- und Tochterkirchen mit 51 Predigern, 790 kath. Mutter- und Tochterkirchen
mit 440 Geistlichen; 31 Synagogen. 13 Kreise, von denen 5: Saarburg, Stadt-
und Landkreis Trier, Bcrnkastcl, Wittlich an der Mosel, 4: Saarlouis, Merzig, Ott-
weiler, St. Wendel im 8, 3 im N: Bittburg, Prüm, Daun an der Kyll gelegen sind.
1. Trier, Regierungssitz und Kreisstadt, früher Sitz der Bischöfe und Churfürsten von
Trier, eine der älteftm europäischen Städte, vor der rheinischen Römerzeit Hauptstadt dcr Trevier,
9 Vorstädte, Ii Thore. '/4 M. l. an der Mosel gelegen- uralte Brücke über dieselbe, wahr-
scheinlich von den Urbewohnern stammend, 690' l., 24' br., aus Basaltquadern auf 8 Bogen;
1857 -
Glogau [u.a.]
: Flemming
- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
819
Europa. Das Königreich Preußm. Rheinprobinz.
Mark, alte Stadt, in der Nähe die Schwanenburg, zu der Julius Cäsar den Grund gelegt
haben soll? 8400 E., schöne Gartenanlagen, Gesundbrunnen; der Reitergcneral v. Seidlitz, die
Minister Dankelmann und Maatzen, der Oberprästdent v. Sack, der umö preuß. Gewerbwesen
hochverdiente O.-R.-Rath Beuth, der Geograph Berghauß sind hier geboren; Gymnasium, Arbeits-
anstalt, Mennonitenkirche. Goch, a. d. Stiers, 3900 E. Uedem, Calcar, Grieth,
Griethausen (die von Göthe besungene 17jährige Johanna Seburg ertrank hier beim Rettungs-
versuche Ertrinkender), Kranenburg, Schenkenschanz, Mrktfl. — 0. Geldern, an Stiers
und Landgraben, früher Haupt- und Residenzstadt der Herzöge von Geldern, alte Stadt, früher
Festung, Fabrikthätigkeit, 2050 E. Meurs, Mors, Hauptort des gleichnamigen Fürsten,
tyumö, alte Stadt mit römischen Alterthümern, 1700 E., Progymnasium, cvang. Schullehrer.
Seminar; Tuch- und Kaflmirfabriken. Orsoy am Rhein, 1300 E. Rheinbcrg, früher am
Rhein, jetzt M. von ihm gelegen, am Anfang deö Eugenienkanals, 2400 E. Xanten
(Santen), untern des Rheinö schön am Fürstenberge gelegen, alte Stadt; ihr Dom verkündet
den Glanz des Mittelalters, viele Ruinen die Anwesenheit der Römer, aus dem^nahen Fürsten-
berge hatie Augustus ein Lager, castra vetera, weiter im N Trajan, eine L>tadt, c«»Ionia
Xrajani, deren mächtiger Grundbau jetzt noch zu erkennen ist; schöne und mannigfaltige römiiche
Alterthümer sind aus den Ruinen aufgefunden worden; aus den Baustoffen dieser römischen
Nieverlaffungcn sind zum Theil die benachbarten Städte und Klöster erbauet; 3!00 E., Seiden-,
Baumwollen-, Tuch- und Nadelfabrikcn, Prog"mnastum, schöne altdeutsche Kirche mit schönen
Gemälden. Alpen, Büderich, Kervenheim, Stralen, Wachtendonk, nicht im
Stande der Städte vertretene Ortschaften. Winnenthal und Beck, Mrktfl. Kevelaer,
Wallfahrtsort. Asberg, die durch Attila zerstörte Römersiadt X8ciburkuin. — 7. Krefeld,
schöne Stadt, in fruchtbarer, gartenreichrr Umgebung, 36,200 E., worunter viele Mennouitm,
die hier ein Bethaus haben. Hauplsitz der preußischen Seiden- und Sammtmanufaktur, die in
der Stadt und Umgegend von 13 — 15,000 Menschen^ betrieben wird, und Sammt, Sammt-
bänder, Seidenstoffe, Plüsche, Tücher und Shawls für mehr als 4 Mill. Thlr. liefert; das
älteste und berühmteste Seiocnstoffhandeishaus ist daö von der Seyen und Comp.; zur Berliner
Ausstellung lieferte es 67" breite Summte; Seidenfärbercicn; Handelskammer. Uerdingen am
Rhein, 3000 E., Schifffahrt, Handel, Spuren eines römischen Lagers; Baumwouzeuge, Zucker,
Leder. — 8. Neuß, früher unmittelbar am Rhein, jetzt '/r St. davon, an der schiffoareu
neuen Erft und dem Anfang des ^Kanals gelegen, 6400 E., Hauptgetreidemarkt für die Rhein-
provinz; Baumwoll- und Wollzeuge, Bänder, Schnüre, Leder, bedeutende Färbereien; Dom-
stiftskirche; früher stand hier ein Castell des Drusas, Drususthor; 1813 von den Preußen mit
Sturm genommen. — 8. Grevenbroich an der Erst, im ehemaligen Herzogthum Jülich
gelegen, daö eine reiche Abwechslung von Fluren, Wiesen, Weiden, Waldungen hat, einen
blühenden Ackerbau, einen Ucberfluß an Getreide alter Art besitzt, ein schönes, gesegnetes Land
ist-^ 1000 E., Maschinenfabrik, die auch Münzprägmaschinen liefert. Wewelinghofen, 1900 E.
Hülchrath, Mrkifl. Dyk, Stammschloß der Grafen Salm-Reifferscheid-Dyk. Wtckerath,
das Schloß ist jetzt Kaserne. — 10. Gladbach, Hauptsitz der rheinischen Leinwand- und Baum-
wollenzeugwcöerei, 3800 E. Nheidt, 4300 E, dcsgl. Odenkirchcn, 1550 E., deögl.
Dahlen, 1450 E., desgl. Viersen, 2800 E., debgl., bedeutende Sammt- und Seiden-
webereien, Baumwollenspinnerei und mechanische Weberei von I. Berger und Comp., liefert m t
einer Dampfkraft von 24 Pferden, 7000 Feinspindeln, 136 Maschtnenwebestühlcii mit etwa
400 Arbeitern jährlich gegen 22,500 Pfd. Garn, und hieraus 1'/, Mill. Ellen Nessel und Biber.
Diele geweib- und volkreiche Dörfer in der Umgegend. — 11. Kempen, nahe der Stiers,
4230 Einw., Geburtsort von Thomas von Kempis, 1330, dessen Buch von der Nach-
folge Christi nächst der Bibel die meiste und weiteste Verbreitung gesunden, in sehr viele Sprachen
übersetzt ist; kath. Schullehrerseminar, Progymnasium. Süchteln, 2050 E., a. d. Stiers,
Sammt-, Seiden-, Baumwollen-Linnenwcbcrei. Dülken, 2650 E., Leinwand. Zwirn. Kal-
denkirchen, 1800 E., Seiden- und Baumwouzeuge. Brüggen, Hüls, Burgwaldniel,
Mrktfl. — 12. Elberfeld, der Hauptoit deö Wuppcrthals, dessen Naturschönheiten durch die
große Betriebsamkeit und den Kunstfleiß der Bewohner ihre Weihe erhalten. Wo irgend ein
Thal, oder eine Bcrgfläche und Ebene sich darboten, siedelten sich die Vorfahren an; der dumpfe
Wiederhall der Eisenhämmer, das behende Gehämmer der Schmiede, daö lustige Getreide der
Schleifwerkstättcn, das abgebrochene Knarren der Bandmühlcn, daö Rasseln der Wcbcstühle, das
ernste, taktmatzige Stampfen der Pulvcrmühlcn vereinigen sich zur wunderbarsten Harmonie,
machen den Kr.is zum gewcrb- und volköreichstcn des Staates, stellen ihn in die Zahl der volks-
und gewerdreichsten Gebiete von Europa, die zahlreichen Gewässer werden als nimmer rastende
Arbeitsgehulfcn verwendet; der Kreis wird von 127,000 Menschen bewohnt, wovon 102,000
.evang.; viel religiöser Sinn und großer Eifer für christliche Zwecke, für innere und äußere
1857 -
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- Autor: Schneider, Karl Friedrich Robert
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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Europa. Das Großherzogthum Hessen-Darmstadt.
2) Die Provinz Rheinheffen, 25 63m., 230,000 E., 9200 auf Om.,
wovon 626 Lutheraner, 550 Neformirte, 1 04,300 Unirle, 112,000 Katholiken,
2300 andere Confessionsverwandte, 10,000 Juden, zusammen in 45,600 Familien.
Die kleinere 5v Hälfte des 8theils, auf der linken Rheinseite gelegen, durch den Rhein
im N vom Herzogthum Nassau, durch die Nahe vom preuß. Regierungsbezirk Coblenz,
durch den Rhein im O von der Provinz Starkenburg getrennt, im 8 von Rheinbaiern
begrenzt. Von den Verflachungen des Donnersbergcs und der Haard erfüllt, bildet
Rheinhessen ein Hügel- und Wellenland, aus dem hin und wieder einzelne Erhebungen
höher emporsteigen; die Rheinufer vorherrschend flach, selbst im Rheingau, das Nahe-
thal mit lieblichen Gegenden. Die Selz, der Hauptbinnenfluß, durchfließt ziemlich
in der Mitte das Land von 8 nach N; ein fruchtbares, reich angebautes, weinreiches
Land, nach Güte und Menge des Weines einer der Hauptweinbezirke in Deutschland,
wenig entwickeltes Fabrikwefen, Mainz und Bingen ausgenommen; reich an geschicht-
lichen Erinnerungen, Mainz, Oppenheim, Worms. 13,094 Pferde, 64,875' Stück
Rindvieh, 4047 Schafe, 20,096 Ziegen, 35,855 Schweine; 39,485 M. Wald,
wovon 6866 M. Staats-, 23,747 Gemeinde-, 8872 M. Privatwald ist. 5 Kreise:
Stadtkreis Mainz, Landkreis Mainz, Bingen, Alzey, Worms; 8 Städte, 12 Mrktfl.,
168 Dörfer und Weiler. 1150 öffentliche Gebäude, 34,000 Wohnhäuser.
Mainz, das alte Moguntium , nächst Trier die alterthumöreichste Stadt Deutschlands,
unterhalb des Einflusses des Mains in den Rhein, in lieblicher Gegend gelegen, Schiff-
brücke über den Rhein, auf 49 Pontons ruhend, 766 Schritt lang zur jenseitigen Stadt
Kastel, alte Stadt, Hauptstadt der Provinz, größte Stadt des Landes, eine der stärksten
Festungen Deutschlands, Bundessestung, von Preußen und Oesterreichern gemeinschaftlich
besetzt, reich an Ucberresten der Römerzeit und des Mittelalters, Schlüssel von Deutschland
gegen W, am Rhein halbmondförmig gebaut, prächtig die Rheinseite, ein schönes Haus
am andern, besonders stattliche Wirthshäuser, von den Kuppeln und Thürmen der zahl-
reichen Kirchen überragt, nach Außen hin von mächtigen Festungswerken; die zahlreichen
(130) Straßen im Innern zumeist eng und winklich, vielfach sich durchschneidend, in 27
öffentliche Plätze sich erweiternd (Dom-, Gutenbergsplatz, Thiermarkt), die Häuser zumeist
hoch, zum Theil alterthümlich, über 2200 Wohnhäuser, über 150 öffentliche Gebäude,
10 katholische, 1 evangelische Kirche, 38,000 E., mit der Besatzung 45 —55,000. Der Dom,
ein hohes, mächtiges, sechsthürmiges Gebäude, 350' l., 140' br., 6mal von Feuertzbrunst
und Fcindeswuth heimgesucht und wieder hergestellt, gleichsam eine Geschichtstasel der
rheinischen Kirchenbaukunst, zur Zeit des französischen Revolutionskriegetz im vorigen Jahr-
hundert fast völlig zerstört, zeitweise ein Lazarett), durch Napoleon wieder ganz hergestellt;
14 Altäre, 20 Neben-, 1 unterirdische Kapelle; biete Grabdenkmäler von Mainzer Chur-
fürsten, z. B. des Albrecht von Brandenburg und Churfürsten von Mainz, die schöne Igna-
tius-, die 2thürmige Peters-, die Stephanskirche, das großherzogl. Schloß, früher deutscher
Ordenösitz am Rhein, neben ihm das Zeughaus; als große Gebäude sind ferner zu erwäh-
nen: das vormalige churfürstliche Schloß, der Justiz-, der Regierungspalast, die Festungs-
Commandantur, der Vieegouverneurpalast, das Zeughaus, das Kastnogebäude, das Schau-
spielhaus; das Gutenbergsdenkmal aus dem gleichnamigen Platz, nach Thorwaldsens Modell
von Crozatier in Paris meisterhaft in Erz gegossen, 1837 aufgestellt (loannem Gensefleiscli
de Gutenberg, patricium Moguntinum arte per totani Europam collata posuerunt
clves 1837); 100,000 Bände starke Stadtbibliothek, städtische Gemäldegallerie mit mehrern
trefflichen Gemälden, Münz- und Naturalienkabinet, Museum römischer Alterthümer; viele
römische Alterthümer: die großartigen Trümmer der römischen Wasserleitung (62 Pfeiler)
bei Zahlbach, der Eichelstein des Drusus mit seiner weiten und herrlichen Aussicht; der
Rheinhasen_, die neue Anlage, der Mainmündung gegenüber; große Gewerbthätigkeit, beson-
ders Kunsttischlerei, Wagen-, Fortepianobau, Tabak-, Champagner-, Punschessenz- (Metternich),
Steingut-, Lackirwaaren-, Essig-, Seifen-, Maschinen-, Leder-Fabriken, unter den letztern
besonders die von Mayer, Michel und Deninger, die bedeutendste Lederfabrik in Deutsch-
land (Ober-, Riemer-, Sattler-, Sämisch-, lackirtes Leder, Saffian, 3 — 400 Arbeiter,
Absatz nach allen Ländern); großer Handelsverkehr, besonders in Wein und Getreide, viel
Speditions- und Commisstonshandel, bedeutende Schifffahrt, starke Dampfschifffahrt auf
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Europa. Das Königreich Würtemberg.
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umgebaut, Schlllershöhe, geschmackvolle Anlagen, auf denen Schillers Denkmal aufgestellt werden
soll; die alterthümliche Alexander-kirche vor der Stadt; viele römische Alterthümer hier und im
benachbarten Dorfe Benningen, 2500 E,, früher bedeutender, 1693 durch die Franzosen unter
Melac von Grund auö zerstört, trefflicher Wein. Groß-Bottwar, Stadt im fruchtbaren
und weinreichen Bottwarthale, 2600 Gr. Burg Lichtenberg. Klein - Asbach, Mrktfl.,
1300 E. Mundelsheim am Neckar, Mrktfl., 1800 E., altes Schloß, trefflicher Wein.
Oberstenfeld, Mrktfl., 1500 E., adliges Fräuleinstift. Pleidelsheim am Neckar, Mrktfl.,
1500 E. Steinheim, am Einfluß der Bottwar in die Murr, Mrktfl., 1300 E. Klein«
Bottwar, D., Weinbau, Burg Schaubeck. Winzerhaufen, Pfarrdorf, 1100 E., Burg-
Ruine Wunnenstein.
6) Oberamt Besigheim, 3'/Z Ihm., vom Neckar durchfloffcn, Mündung der Enz.
Besigheim, am Einfluß der Enz in den Neckar, die beiden sogenannten Römerthürme sollen
Ueberreste eineö vom König Probuö hier angelegten Kastells sein, wahrscheinlich sind sie aber
Reste mittelalterlicher Burgen, 2-100 (£., auf dem naheliegenden Muschelkalkderge Schalkenstein
wächst der beste rothe Neckarwein, der Schalkensteiner. Bietigheim, am Einfluß der Metter
in die Enz, in der Mitte zwischen Stuttgart und Hcilbronn gelegen, 2900 E., Baumwollspin-
nerei, Tuchfabr. Bönnigheim, alte Stadt, schon im 8. Jahrhundert vorhanden und Bun-
nincheim im Zabernachgowe genannt, 2300 E., Wcinhandel, königl. Schloß und Garten, sehr
fruchtbare und schöne Umgegend. Laufen, rechts am Neckar, sehr romantisch gelegene alte
Stadt, im neunten Jahrhundert königl. Villa, reich an römischen Alterthümern, die Kapelle der
heil. Regiswinda, ein sehenswerthes Stück mittelalterlicher Baukunst, steinerne Ncckarbrücke, links
am Einfluß der Zaber das Dorf Laufen, beide zusammen 4000 E., trefflicher Weinbau, Neckar-
Insel mit Burgtrümmern und Gartenanlagen. Freudenlhal, Mrktfl., am Stromberg, 800 E.,
königl Lustschloß, Synagoge. Groß-Jngersheim, Mrktst. am Neckar, 1500 E. Jlsfeld,
Mrktfl. an der Scholzach, 2100 E. Kirchheim am Neckar, Mrktfl., 1700 E Kalten-
westheim, Mrktfl., 1400 E., nahebei daß Schloß Liebenstein.
7) Oderamt Heilbronn, 2'/r H!M., vom Neckar durchfloffen, ein lieblicher Wechsel
von fruchtbaren Thälein, Hügeln, wein-, obst-, getreide-, hopfenreich. Heilbronn, Heile-
brunne, Heilicbrunna, von dem aus 7 Röhren sonst stark ausfließenden, jetzt versiegten
Siebenrohrbrunnen also genannt, das alte Wahrzeichen der Stadt, am Neckar, alte berühmte
Reichsstadt, schon 841 vorhanden, jetzt jungblühende Handelsstadt, von alten, hohen, gethürmten
Mauern umgeben, im Innern ein Wechsel von alterthümlichen und neumodischen Gebäuden,
sehr lieblich in einer der fruchtbarsten und üppigsten Gegenden Schwabens gelegen; die Haupt-
kirche St. Kilian 1013 begonntn, im 15. Jahrhundert ausgeführt, ein bewundernswürdiges
Denkmal gothischer Baukunst und Bildnerei, hochgespannte Bogen, niedlich gearbeitete Säulen
und Pfeiler; große Glocke; Mammuthtzbein; altes Rathhauö mit sehenöwerthem Uhrwerk; deutsche
Hauökirche St. Joseph, deutsches Haus, jetzt Jnsanteriekaserne, die sehenswerthen Trümmer der
durch die Franzosen 1688 ausgebrannten Franziskanerkirche; deö Reichsschultheißens Palast am
Markt, von einigen als karolingische Königkpfalz angesprochen; Götzens Thurm, ein 100' h.,
starker 4eckiger Thurm, in dem Gölz von Berlichingen gesessen, aber nicht, wie Göthe in seinem
Götz von Berlichingen erzählt, gestorben ist; viele römische Bauüberreste, winklige, enge Gaffen,
von neuern Bauwerken die großartige Zollhalle, das Gymnastalgebäude, der quadergefaßte
Wilhelmskanal, Kanal und Hafen, viele großartige Fabrikhäuser, schöne Privathäuser; die erste,
gewerbreichste Handelsstadt des Landes, gepfropft auf den alten Stamm einer uralten, mächtigen
Reichsstadt, die 1803 Würtemberg einverleibt worden; Gymnasium, Realschule, Bibliothek;
13,000 E., Dittmars Meffer-, v. Backhaus Tapeten-, Rauch's und Schäuffelers Papierfabriken
ohne Ende, Bruckmanns Silberwaarenfabrik, chemische Fabrik, Schrootgießerei, Essig-, Cham-
pagner-, Leder-, Tuchfabriken, Wollspinnereien, Bleichereien, Branntweinbrennerei und Brauereien;
sehr bedeutender Handel, Dampf- und Segelschifffahrt auf dem Neckar, viele liebliche Garten-
Anlagen- bedeutende Gypsbrüche mit einem jährlichen Ertrag von 100,000 Ctr., bedeutender
Sandsteinbruch; tägliche Dampfschifffahrt nach Heidelberg; Eisenbahn nach Stuttgart, Ulm und
Friedrichshafen; trefflicher Wein- und Hopfenbau; der Wartthurm auf dem Wartberge mit
weiter Aussicht. Groß-Gartach, Mrktfl. am Leimbach, 1700 E. Neckar-Gartach,
Pfarrdorf, 1000 E., Schlachtfeld von Wimpfen 1622. Thal heim, Pfarrdorf, 1400 E.,
Schloß und Burgruinen.
8) Oberamt Weinsberg, 5>/r Um. Weinsberg, Winesberg, Stadt an der
Sulm, am Fuß der Weidertreue, früher Reichsstadt. 2100 E., Belagerung durch Konrad 111.
den Hohenstaufen im Jahre 1140, Weibertreue, uralte Stadtkirche, deö Dichters Justinuö Kerners
Haus. Löwenstein, Stadt am Nordfuß des Löwensteiner Waldgebirges, Hauptort der
Graffchaft Löwenstein-Freudenberg; die Trümmer deö Stammschlosses Löwenstein auf dem