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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 46

1901 - Glogau : Flemming
Fahrt durch den Apennin ist ermüdend; kahle Kalkselsenrücken um- geben uns, und viele Tunnel müssen wir passieren. Aber das Herz des Reisenden läßt keinen Unmut aufkommen, winkt ihm doch als nächstes Reiseziel — Florenz. Herz, ahnst du schon das himmlische Firenze, Wie es sich hebt am gelben Arnostrome mit seinen Tünnen, seinem Marmordome? Die „Stadt der Renaissance" mit ihrer zweihundertjährigen Blüte- zeit leuchtet ewig in dem Gedächtnis der Menschen, und wir haben alle Veranlassung, uns eingehender mit Firenze zu beschäftigen. Wohl der interessanteste Punkt in Florenz ist der Ponte Vecchio, eine Brücke, die, über den Arno gespannt, mit den Läden der Goldschmiede bedeckt ist. Sie verbindet zwei berühinte Paläste, die Ussizien und den Palast Pitti. Beides sind jetzt weltberühmte Gebäude mit den herrlichsten Sammlungen, der Pittipalast dient zugleich als Wohnplatz der könig- lichen Familie, wenn sie zum Besuche erscheint. Hier lernen wir recht würdigen, was wir oben über die besondere Erschließung des italischen Volkes zum „Kunstsinn" vorausschickten. Das „talentvollste Volk der Erde" erlebte in Florenz seine eigentliche Blütezeit — die Renaissance. Der ganze Renaissancestil ist hervorgegangen aus dem wieder erwachten Studium der Antike und begann im 15. Jahrhundert zu erwachen. Hauptsächlich findet er seinen Ausdruck in der Architektur, und zunächst weniger bei Kirchenbauten als bei Schlössern und Palästen. Das mittelalterliche Wohnhaus zeigte den burgähnlichen Charakter, und dem tragen auch die ersten Palastbauten der Renaissance noch Rechnung in der sogenannten Rustika des untersten Stockwerkes. Dann aber wird über ihr die Fassade belebt und gegliedert durch Gäulen- stellungen, rundbogige Fenster und ein ausladendes Gesims. Der Palast Strozzi ist der sprechendste Beweis der neuen geistvollen Stil- art, auch der Palast Pitti gehört zur Frührenaissance. Die An- Wendung dieser eigenartigen Auffassung in der Architektur für die Kirchenbauten fügte noch den Kuppelbau hinzu; das bewnndertste Monument bleibt in dieser Beziehung die Peterskirche in Rom, deren gewaltige Kuppel (150 111 hoch) sich über den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus wölbt. Neben der Architektur zeigte sich der er- wachende Kunstsinn in den herrlichsten Skulpturarbeiten, und gerade darin haben die Florentiner eine unverwüstliche Begabung gezeigt. Der Heros dieser Zeit ist der unsterbliche Michel Angelo mit seiner wunderbaren Kenntnis des anatomischen Körperbaues, der, wie das vielfach bei den Koryphäen der Renaissancezeit zu Tage tritt, die viel- seitigsten künstlerischen Talente in sich vereinigte und zugleich Maler, Bildhauer, Architekt und Dichter war. In den Nischen der Usfizien

2. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 5

1901 - Glogau : Flemming
— 5 — geringer als in Jersey, wo die Insel fast zu einem einzigen Epheu- knäuel zusammenwüchse, wenn man der wuchernden Pflanze nicht wehrte. Prächtige alte Bäume sind zahlreich zu schauen, wie die green dale oak (grüne Thaleiche) mit ihren Erinnerungen an Robin Hood, den Volkshelden und Räuber des 13. Jahrhunderts. Im Süden der Themse lag in der voroceanischen Periode Englands der eigentliche Schwerpunkt der Landesgeschichte. Daraus erwuchs später eine interessante politische Thatsache. Denn als in neuester Zeit England die Wandlung zun: Industriestaat durchgemacht hatte, ergab es sich, daß in den kleinen und kleinsten Flecken des Südens, den rotten boroughs (eig. verfaulten Flecken), nur einer winzigen Zahl von Einwohnern die Berechtigung zur Parlamentswahl gesichert war, während die nördlichen großen Industriestädte, die erst in jüngster Zeit emporgekommen waren, dieses Wahlrechts entbehrten. Im großen und ganzen zerfällt England noch bis auf den heutigen Tag in die westlicheren grazing counties und die östlicheren Com counties lweidegebiet und Ackerbaufläche), und so hat die Viehzucht in Britannien immer eine große Rolle gespielt, besonders da das Vieh bei dem milden Klima im Winter aus der Weide bleiben kann. Namentlich waren die Schafherden in älterer Zeit bedeutend, und die Wolle bildete eine hauptsächliche Ausfuhrware. Sie deckte Vorzugs- weise den Bedarf der großen Fabrikstädte in Flandern. Damals spotteten wohl die deutschen Hansestädte, die das Handelsmonopol rücksichtslos ausbeuteten, wir kaufen Von den Engländern den Fuchs- balg für einen Groschen und verlausen ihnen den Fuchsschwanz für einen Gulden. Der Stalhof in London war die bekannte Niederlage der Hanseaten, wo die Tuchballen nach einem Muster geprüft wurden und dann ihre Bleimarke erhielten. Dieser Vorzug Englands der ansehnlichen Wollenerzeugung spricht sich auch in dem Verslein der alten Geographen aus, die England 7 Dinge nachrühmen, nämlich ai-x, pons, mons, fons? rex; ecclesia, femina — lana! Nun noch ein Wort über ecclesia oder den Ruhm der Kirchen. Wirklich muß England schon in früherer Zeit ein wohlhabendes Land gewesen sein, und überall zeugen dasür in den Städten die prächtigen Kathedralen im edelsten gotischen Baustil. St. Paul in London allerdings, das für das vornehmste Gebäude in Großbritannien gilt, gehört einer späteren Bauperiode an. Dann aber sind zu nennen die Dome in Canterbury, das man in Kanzelberg hat verdeutschen wollen, Salis- bury mit dem höchsten Turme in England, Oxford, das in Kirchen und Profanbauten den gotischen Baustil zeigt, Exeter, Iarmouth und Ely, wozu dann noch die Kathedrale in Jork tritt, die man als eme der schönsten in ganz Europa bezeichnet,"und die prächtige gotische Kirche in Schottland: Glasgow. Trotz aller dieser schönen Kirchen- bauten und obgleich von Irland und England aus unserem Deutsch-

3. Teil 3 = Mittelstufe, 2. Stück - S. 124

1901 - Glogau : Flemming
124 ligsten Stadt der Inder, mit Tempeln, Hindu-Lehranstalten und Badeplätzen an der „heiligen Ganga"t Weiter oberhalb bei Tllababad [allahabad], wo sich Dschamna und Ganges vereinigen,1 2 * 4 spaltet sich die Bahn: eine Linie führt gen Sw nach Bombay fj. U. 101), die andere zieht nach Nw weiter, erreicht am Dschamna die uralte Stadt Delhi, die unter den Großmoguln (f. S. 122) ihre Glanzzeit erlebte,und dringt im Pa n d sch ab über dessen Haupt- stadt Labore [i«i)6r] bis nach der Grenzfestung Peschawar [pischaur] vort Bei Lahore zweigt die Bahn nach dem unteren Indus ab; im N aber liegt im Gebirge der Schutzstaat Kaschmir, genannt nach dem „Garten des ewigen Frühlings", dem schönen Hochttzale <s. S. 113, 117), das u. a. durch die feinhaarigen Kaschmir-Ziegen berühmt ist. Im Indus- und Dschamna-Gebiete wie auch in meh- reren Teilen Dekans ist seit wenigen Jahrzehnten die Baumwolle, deren feinste Verarbeitung schon von den alten Indern geübt wurde, mit solchem Erfolge im großen angebaut worden, daß sie in der Aus- fuhr Indiens setzt die erste Stelle einnimmt.5 * 7 8 Haupthafen dafür ist Bombay [bombe]6 an der W-Küste (190 n. Br.), die zweite Stadt Indiens (825000 Einw.) und erst in neuester Zeit im Handel^ von Kalkutta überholt. Die in den Europäervierteln wesentlich ver- besserte Stadt liegt auf einer Insel, die im N durch den Damm der Eisenbahn mit dem Festlande verbunden ist, an der Rückseite aber einen prächtigen Handels- und Kriegshafen begrenzt. Wie mit dem Ganges-Gebiet (s. 0.), so steht sie auch mit der Koromandel- Küste in Bahnverbindung. Dort ist8 Madras [madräß] nach Ein- 1 Vgl. Lehmann's Wandbild. Der Ganges trägt die Leichen in Brahmas Schoß. 2 Der Name bedeutet Gottesstadt; die Engländer haben die Stadt ihrer Lage wegen zum Hauptwaffenplatz gemacht. s Prächtige Moscheen und Paläste geben noch jetzt von diesem Glanze des indisch-mohammedanischen Roms Zeugnis. Die Strecke Delhi — Benares ist un- gefähr der von Benares bis Kalkutta gleich. 4 Vgl. S. 107, Anmerk. 7. 6 Ein Beispiel dafür, daß geschichtliche Verhältnisse geographisch wirken — (Um- gekehrtes s. S. 52, Anmerk. 1) — nämlich die Bodenbenutzung eines fremden Landes beeinflussen können: als im nordamerikanischen Bürgerkriege (s. S. 39, Anmerk. 1) die Neger die Partei ihrer Befreier (Nord-Staaten) ergriffen, waren im 8 die Baumwollpflanzungen ohne Arbeiter; da begann England, um die eigene Baum- wollindustrie zu retten, in Vorder-Indien und Ägypten (s. S. 70 u.) den Anbau der Gespinstpflanzen bedeutend auszudehnen: so ist in beiden Ländern Baumwolle das wichtigste Erzeugnis geworden und geblieben, wenn die Union sie später auch wieder überflügelt hat (vgl. S. 44, Anmerk. 2). 0 Nach einer indischen Göttin genannt (nicht, wie oft behauptet wird, nach einem portugiesischen Ausdruck Bombahia — gute Bai). 7 Die indische Münzeinheit ist die Rupie [rupi], jetzt nur 1,30 Mk. >vert. 8 Als älteste feste Ansiedelung der Briten und wegen der leichten Verbin- dungen mit dem inneren Dekan und der Iv-Küste (vgl. S- 116, Anmerk. 8). In Dekan hat Haiderabad [... bad] im alten Diamantenlande mehr als 400000 Einw.

4. Historischer Schul-Atlas zur alten, mittleren und neueren Geschichte - S. 9

1861 - Glogau : Flemming
9 3. Alpes maritimae. — Städte: Antipolis (Antibes). Eburodunum (Embrun). 4. Viennensis. — Völker: Allobroges, Se- galauni, Vocontii, Cavares, Salluvii etc. — Städte: Vienna (Vienne). Cularo oder Gratianopolis (Gre- noble). Aquae Gratianae (Aix). Valentia (Valence). Dea Vocontiorum (Die). Arausio (Orange). Ave- nio (Avignon). Tarasco (Tarascon). Arelatum (Ar- ies). Massilia (Marseille). Ii. Aquitania. 1. Aquitania prima. — Völker: Lemovici, Bituriges, Arverni, Gabali, Vellavi etc. — Städte: Augustoritum (Limoges). Avaricum (Bourges). Noviodunum (Neuvy). Augustonemetum (Clermont). Segodunum (Rhodez). 2. Aquitania secunda. — Völker: Pictones, Santones, Bituriges Vibisci, Petrocorii, Nitiobriges etc. — Städte: Limonum (Poitiers). Mediolanum (Saintes). Burdigala (Bordeaux). Vesunna (Peri- gueux). Aginnum (Agen). 3. Novempopulana. — Völker: Tarbelli, Auscii, Bigemmes, Convenae. — Städte: Aquae Tarbellicae (Dax). Eiiberis oder Climberrum (Auch). Tarba (Tarbes). Lugdunum Convenarum (St. Ber- trand). Iii. Lugdunensis. 1. Lugdunensis prima. — Völker: Segu- siani, Aedui, Lingones etc. — Städte: Lugdunum (Lyon). Bibracte oder Augustodunum (Autun). Noviodunum (Nevers). Andematunum (Langres). Dibio (Dijon). 2. Lugdunensis secunda. — Völker: Ve- locasses, Aulerci Eburovices, Esubii, Lexovii, Abrincati etc. — Städte: Botomagus (Rouen). Mediolanum (Evreux). Noviomagus (Lisieux). Co- riallum (Cherbourg). 3. Lugdunensis tertia. — Völker: Osis- mii, Redones, Veneti, Namnetes, Andes, Diablin- tes etc. — Städte: Gesocribate (Brest). Condate Rhode, histor. Atlas. (Rennes). Portus Namnetum (Nantes). Juliomagus (Angers). Cäsarodunum (Tours). 4. Lugdunensis quarta. — Völker: Car- nutes, Parisii, Meldi, Tricasses, Senones, Aureli- ani etc. — Städte: Autricum (Chartres). Lutetia Parisiorum (Paris). Augustobona (Troyes). Agen- dicum (Sens). Autesiodurum (Auxerre). Genabum (Orleans). Iv. Belgica. 1. Belgica prima. — Völker: Mediomatrici, Verodunenses, Treveri etc. — Städte: Divodurum (Metz). Tullium (Toul). Verodunum (Verdun). Augusta Treverorum (Trier). 2. Belgica secunda. — Völker: Morini, Atrebates, Ambiani, Bellovaci, Nervii, Veroman- dui, Suessiones, Remi etc. — Städte: Gessoriacum (Boulogne). Nemelacum (Arras). Samarobriva (Amiens). Cäsaromagus (Beauvais). Turnacum (Tournay). Camaracum (Cambray). Augusta Vero- manduorum (St. Quentin). Noviomagus (Inoyon). Augusta Suessionum oder Noviodunum (Soissons). Durocortorum (Rheims). Lugdunum Cloatum (Laon). Catalaunum (Chalons an der Marne). 3. Germania prima. — Völker: Ubii, Tre- veri, Vangiones, Nemetes, Tribocci. — Städte: Autumnacum (Andernach). Confluentes (Coblenz). Mogontiacum (Mainz). Borbetomagus (Worms). Noviomagus oder Augusta Nemetum (Speyer). Ar- gentoratum (Strassburg). 4. Germania secunda. — Völker: Batavi, Ubii, Menapii, Aduatici, Tungri, Condrusi, Ebu- rones.— Städte: Lugdunum Batavorum (Leyden). Trajectum (Utrecht). Noviomagus (Nymwegen). Vetera (Xanten). Juliacum (Jülich). Colonia Agrip- pina (Cöln). Tolbiacum (Zülpich). Bonna (Bonn). Aduatucum (Tongern). Aquisgranum (Aachen). 5. Maxima Sequanorum. — Völker: Rau- raci, Sequani, Helvetii etc. — Städte: Augusta Rauracorum (Augst bei Basel). Basilia (Basel). Mons Brisiacus (Breisach). Vesontio (Besançon). Eburo- duiium (Iverdun)* Geneva (Genf). Lausonia (Lau- sanne). Aventicum (Avenches). Solodurum (Solo- thurn). Vindonissa (Windisch). Turieum (Zürich). Octodurum ( Martiuach). Sedunum castrum (Sitten). Britannia. Gebirge : Grampii montes (Grampian-Geb.) — Flüsse: Tamesis (Themse). Huinber (Abus). Sa- brina (Savern). 1. Britannia Romana zerfiel in B. prima, B. secunda, Flavia Cäsariensis, Maxima Cäsarien- sis. — Völker: Cantii, Belgae, Durobriges, Tri- nobantes. Atrebatii, Ordovices, Catuvellauni, Co- ritani, Brigantes etc. — Städte : Durovernum oder Cantabrigia (Canterbury). Dubrae (Dover). Magnus portus (Portsmouth). Venta (Winchester). Aquae Calidae (Bath). Londinium (London). Camalo- dunum (Colchester). Camboricum (Cambridge). Verulamium (St. Albans). Deva (Chester). Ebora- cum (York). 2. Britannia barbara. Die Grenze im S. wurde durch den römischen Wall gebildet. Hsiaetia, Gebirge: Alpes. — Flüsse: Rhenus, Ticinus (Tessino), Addua (Adda), Ollius (Oglio), Mincius (Mincio), Athesis (Etsch), Oenus (Inn). — Völ- ker : Lepontii, Brixentes, Tridentini, Breuni etc. — Städte : Clavenna (Cläven). Curia (Chur). Vel- didena (Wüten bei Inspruck). Bauzanum (Botzen). Brixentes (Brixen). Tridentum (Trient). Vimlclirin. Flüsse: Danubius, in welchen Ilargus (Iller), Licus (Lech), Isara (Isar), Oenus (Inn) fliessen. — Lacusbrigantinus(Boden-See).— Völker: Boji, Brigantini, Vennones etc.— Städte: Guntia(Günz- burg). Reginum (Regensburg). Batava Castra (Pas- sau). Augusta Vindelicorum (Augsburg). Campo- dunum (Kempten). Constantia (Constanz). Arbor Felix (Arbon). Brigantia (Bregenz). 2

5. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 106

1865 - Glogau : Flemming
106 700 Jahren) ihr Dom die Leichen der heiligen 3 Könige aufnahm. Ihre Lage aber in der Nachbarschaft anderer Länder machte es sehr bald nöthig, sie zu befestigen mit Mauern und Thürmen und Wällen, und eine Festung ist die Stadt noch heute, und man sieht auf den Straßen und Plätzen Schaaren von Soldaten aller Grade und Arten. Im Mittel- alter wurde Köln eine freie Reichsstadt und Mitglied der Hansa, und die reichen Kölner Tuchmacher und Goldarbeiter waren berühmt in aller Welt; darin ist es indeß gegenwärtig von Elberfeld überholt worden. Eine Gitterbrücke und eine Schiffbrücke führen von Köln, das am linken Ufer des Rheins liegt, nach dem gegenüberliegenden Deutz, das eine Menge prächtiger Gasthäuser hat. Der Kölner Dom, dieser Wunderbau sonder Gleichen, ist schon vor mehr als 600 Jahren angefangen, dann blieb der Bau lange Zeit liegen und erst seit 20 Jahren ist er wieder aufgenommen worden. Ganz Deutschland hat dazu gesteuert, und so können wir seine Vollendung wohl noch erleben. Es ist ein Werk von ungemeiner Pracht und Größe. Durch das großartige Portal eintretend sehen wir wie in einen großen Wald von erhabenen steinernen Säulen. Hinter dem reich geschmückten Hochaltar befindet sich die Kapelle der heiligen 3 Könige; der Schrein, in dem sie ruhen, ist von Gold, und mit Perlen und Edelsteinen überreich besetzt. In einer andern Kapelle ist ein 9 Fuß hohes Bild zu sehen, die 3 Könige darstellend, wie sie das auf Mariens Schooß liegende Christkind anbeten. Eine Menge köstlicher Gemälde, zum Theil Geschenke von Kaisern und Königen, zeigen auch die hohen Fenster. Und so enthält der Dom noch viele andre Schätze und Merkwürdigkeiten, z. B. 2 Ringe von der Kette, mit welcher Petrus im Gefängniß gefesselt war, den obersten Theil seines Wanderstabes rc. Und trätest du in den Dom zu der Zeit, da das Hochamt gehalten wird, du würdest staunen über die Pracht der Feier, die Menge der Priester und Chorknaben, die Schönheit der Gewänder, die Macht und Anmuth des Gesanges. Ein Hauptfest der Kölner ist der Carneval, der in den Tagen vor Fastnacht mit allerlei lustigen, maskirten Aufzügen, Tanzen und Springen, Necken und Lachen, Singen und fröhlicher Musik von Alt und Jung und Hoch und Gering gefeiert wird. Unter den vielen Wagen und Reitern und lustigem Volk und vermummten Spielleuten zieht dann ein Wagen daher, von 6 Schimmeln gezogen, das ist der Wagen des Hanswurst, auf dem tanzt, von Blumen umwogt, der Held Carneval mit seiner Braut. Am Aschermittwoch ist es mit Musik und Lustbarkeit zu Ende, denn nun beginnt die stille, ernste Zeit der Fasten. Schließlich sei noch jenes wohlriechenden Wassers erwähnt, das von der Stadt, in der der Erfinder Farina, ein Italiener, wohnte, den Namen hat Lau de Cologne. Die Fabrik, ein schönes, ansehnliches Haus, besteht noch jetzt. — Bonn (S. 99, 104) ist eine freundliche, am linken Ufer des Rheins gelegene Stadt, hat eine Universität, ein schönes Denk- mal des berühmten Componisten Ludwig von Beethoven, der hier geboren, und prächtige Umgebungen. Ueber Mühlheim S. 104. 4. Im Reg. Bez. Aachen liegt Aachen, Jülich, Eupen. Er hat (§ 40) einen außerordentlichen Reichthum an Steinkohlen und Metallen

6. Enthaltend die vierte Stufe: Europa - S. 29

1872 - Glogau : Flemming
— 29 — der Löwengolf bespült, im W. den Oberlauf der Garonne, im N. den der Loire. Der Languedoc-Canal (Südcanal, Canal du midi), welcher den Ocean und das Mittelmeer verbindet, geht über Toulouse, Beziers, Cette, 32 Meilen lang, er ist von Ludwig Xiv. erbaut. Der Boden ist dürr, ausgebrannt, der Himmel rein, tiefblau wie in Italien. Das Volk ist von ernstem, starkem, un- gestümem, leidenschaftlichem Character, von viel festerem und härterem Schlage als die Gascogner. Sie haben etwas von der sinnenden, grübelnden Art des germanischen Wesens, und sie stammen wahrscheinlich von ihnen ab, die letzten Westgothen in Frankreich waren in Languedoc zusammengedrängt und er- hielten sich hier. Die Albigenser (Alby), die Waldenser hatten in diesem Lande ihre Heimath, und hier wütheten im 13. Jahrhundert (1209—1229) die furchtbaren Kriege, die auf die Vertilgung dieser Ketzer ausgingen. Tou- louse, an der Garonne und am Canal, eine sehr alte Stadt, mit Ueberresten römischer Amphitheater und Wasserleitungen, erste Residenz des Königs der Westgothen. Im 14. Jahrhundert stifteten Troubadours in Toulouse die Blumenspiele, Liederwettgesänge, in welchen die Dichter der besten Lieder ein goldnes Veilchen, eine wilde Rose, eine Ringelblume, eine Lilie von Silber erhielten; das Fest wird noch heute jährlich am 3. Mai gefeiert. — Im So. im Roussillon am Mittelmeere: Perpignan mit noch ganz spanischem Character; im südlichen Tiefland: Narbonne, Beziers, Montpellier, Cette, Nimes. Cette, eine befestigte Hafenstadt, liegt auf einer Landzunge am mittelländischen Meere und am Canal von Languedoc. Nimes ist berühmt durch seine römischen Alterthümer, darunter ein colossales Amphitheater, das in 35 Reihen 20000 Menschen faßte und noch in Trümmern Bewunderung erregt, ein schöner, den Söhnen des Augustus geweihter Tempel (la maison quarrte), den 30 wunder- schöne korinthische Säulen umgeben, eine riesige Wasserleitung mit 3 Reihen über einander gebauter, schön gewölbter Bogen. C. Die Provence (provincia), im Thal der Rhone und Durance, im W. und S. Tiefland, sonst gebirgig durch die Alpen (hier Alpinen). Die Provenyalen, Abkömmlinge der alten romanischen Einwohner, haben neben der französischen Lebhaftigkeit und Gewandtheit eine gewisse italienische Festigkeit und Haltung, und aus den Gesichtern schaut einem hier ein ganz eigenthüm- licher südlicher Trotz entgegen. Sie sind leidenschaftlich, heftig, dem Ver- gnügen über Alles zugethan, leichtsinnig, dabei arbeitsam, gutmüthig, brav, Frauen und Mädchen von außerordentlicher Schönheit. Das Klima ist wie in Italien sehr heiß, Regen selten, durch Ausrottung der Wälder Hitze und Trockenheit vermehrt und Wassermangel bewirkt; der schneidend kalte, Alles austrocknende Nordweststurmwind Mistral bringt oft Frost und Reif. Der Winter der Provence ist nur eine kalte Regenzeit, die etwa 3 Wochen dauert. Umweihnachten blühen schonhyacinthen, Tulpen und andereblumen des Früh- lings; und so entbehrt denn auch das Weihnachtsfest, das von aller Welt mit alten schönen proven^alischen Liedern gefeiert wird, nicht des köstlichsten Früh- lingsblumenschmuckes. Im Sommer ist es am Tage drückend und erschlaffend heiß, aber die Sommernächte sind desto schöner, da eilt dann Alles hinaus, um sich an der köstlichen Kühle, dem balsamischen, den Oelbäumen, Mandeln, Lavendelkraut entströmenden Duft, unter dem reinen, tiefblauen Himmel zu erquicken. Keine Provinz Frankreichs ist so reich an edlen Südfrüchten, Wein,

7. Die europäisch-germanischen Staaten - S. 830

1857 - Glogau [u.a.] : Flemming
830 Europa. Das Königreich Preußen. Rhelnprobinz. und die Ruwer auf, von denen die Leuk einen schönen Wasserfall bildet; die Gewässer, zwar nicht schiffbar, sind doch beim Holzreichthum der von ihnen durchflossenen Gegen: den wichtig wegen des Holzflößens. Das Klima in den Thälern mild und lieblich, auf den Bergrücken mehr rauh als freundlich. Die Flußthäler zumeist fruchtbar und sehr fruchtbar, am fruchtbarsten die der Blies und Saar-, die Bergrücken wie der Re- gierungsbezirk Koblenz zum Theil sehr unfruchtbar, zumeist nur als Schiffelland benutzt, nur mit der Asche der abgehackten und abgebrannten Oberkrume und Hecken gedüngt, und dann nach 2— Zjähriger dürftiger Ackerbenutzung wieder 15 — 30 Jahr unbenutzt liegen gelassen. Von Erzeugnissen etwas Waschgold in den Flüssen, ein 374 Loth schweres Stück wurde 1827 im Mühlbache bei Berncastell gefunden-, viel Eisen, Blei, Steinkohlen, etwas Kupfer, Kochsalz, Alaun, einige Mineralquellen, viele Schieferbrüche; es werden jetzt 15mal mehr Steinkohlen als unter franz. Herrschaft hier gewonnen. Die ausgebreiteten Waldungen liefern viel Holz, 1836 fast 7 Mill. Kubikfuß-, viel Weinbau, gegen 1500 Morgen mit einem Ertrage von 250,000 bis 355,000 Eimern; die besten sind die Saar- und die Moselweine, die letztem besonders bei Trier, Piesport, Dusemond, Crö'v, Graach, Zeltingen und Erden; sehr viel Obst, aus dem auch viel Obstwein bereitet wird; viel Tabak, Hanf und Oelgewä'chse. — 27,353 Pferde, 184,083 Rinder, 167,174 Schaafe, wovon 64 ganz-, 15,338 halb- veredelt; 19,456 Ziegen, 77,196 Schweine. — Die Fabrikthätigkeit weniger ausgebildet: Leder, Blech, Tuch, Glas, Eisenwaaren, Steingut, Papier sind die bedeu- tendsten Fabrikerzcugnisse; die Dillinger Blechhütte die bedeutendste des Staates. Das Land war schon sehr frühzeitig, schon vor der Römerzeit gut bevölkert, davon zeugen die vielen römischen und vorrömischcn Alterthümer, welche in diesem Regierungs- bezirk, wie in keinem andern Landestheile, häufig gefunden werden; sehr zahlreich sind auch die Baudenkmäler aus dem Mittelalter, groß die Zahl der merkwürdigen gothischen Kirchen, mehrere Burgen und Rathhäuser; besonders merkwürdig sind: die 8eckige Kapelle zu Mettlach an der Saar aus dem 11. Jahrhundert, die Säulenbasilika zu Mcrzig, die Basilika zu Roth an der Our, zu Pötnitz, die Kirche zu Offenbach an der Glan aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, eins der merkwürdigsten Bauwerke in Deutschland, ein Seitenstück der Liebfrauenkirche zu Trier, die Kirche zu Tolley, die Stiftskirche zu Kyllburg, zu Arnual bei Saarbrücken, mit ihren zahlreichen Grabdenk- mälern der gräfl. Nassau-Saarbrückschen Familie, die Jesuitenkirche zu Trier, die Kirche zu St. Wendel, das Hospital zu Eues an der Mosel, das Rathhaus zu Trier; der Dom zu Trier, der alle Umwandlungen von der Römerzeit bis zu neuerer Zeit an sich trägt. — Die jetzige Bevölkerung wohnt in 11 Städten, 27 Flecken, 1126 Dörfern, 242 Colonien, 1223 einzelnen Etablissements, in 144,985 Gebäuden, wovon 74,541 Wohngebäude, und von diesen 5033 in den Städten sind. Für die geistige Bildung sorgen 2 Gymnasien, zu Trier kath., Saarbrück cvang., 3 höhere Bürger-, 3 Töchter-, 2 Mittel-, 930 Elementarschulen, 77 evang. Mutter- und Tochterkirchen mit 51 Predigern, 790 kath. Mutter- und Tochterkirchen mit 440 Geistlichen; 31 Synagogen. 13 Kreise, von denen 5: Saarburg, Stadt- und Landkreis Trier, Bcrnkastcl, Wittlich an der Mosel, 4: Saarlouis, Merzig, Ott- weiler, St. Wendel im 8, 3 im N: Bittburg, Prüm, Daun an der Kyll gelegen sind. 1. Trier, Regierungssitz und Kreisstadt, früher Sitz der Bischöfe und Churfürsten von Trier, eine der älteftm europäischen Städte, vor der rheinischen Römerzeit Hauptstadt dcr Trevier, 9 Vorstädte, Ii Thore. '/4 M. l. an der Mosel gelegen- uralte Brücke über dieselbe, wahr- scheinlich von den Urbewohnern stammend, 690' l., 24' br., aus Basaltquadern auf 8 Bogen;

8. Die europäisch-germanischen Staaten - S. 819

1857 - Glogau [u.a.] : Flemming
819 Europa. Das Königreich Preußm. Rheinprobinz. Mark, alte Stadt, in der Nähe die Schwanenburg, zu der Julius Cäsar den Grund gelegt haben soll? 8400 E., schöne Gartenanlagen, Gesundbrunnen; der Reitergcneral v. Seidlitz, die Minister Dankelmann und Maatzen, der Oberprästdent v. Sack, der umö preuß. Gewerbwesen hochverdiente O.-R.-Rath Beuth, der Geograph Berghauß sind hier geboren; Gymnasium, Arbeits- anstalt, Mennonitenkirche. Goch, a. d. Stiers, 3900 E. Uedem, Calcar, Grieth, Griethausen (die von Göthe besungene 17jährige Johanna Seburg ertrank hier beim Rettungs- versuche Ertrinkender), Kranenburg, Schenkenschanz, Mrktfl. — 0. Geldern, an Stiers und Landgraben, früher Haupt- und Residenzstadt der Herzöge von Geldern, alte Stadt, früher Festung, Fabrikthätigkeit, 2050 E. Meurs, Mors, Hauptort des gleichnamigen Fürsten, tyumö, alte Stadt mit römischen Alterthümern, 1700 E., Progymnasium, cvang. Schullehrer. Seminar; Tuch- und Kaflmirfabriken. Orsoy am Rhein, 1300 E. Rheinbcrg, früher am Rhein, jetzt M. von ihm gelegen, am Anfang deö Eugenienkanals, 2400 E. Xanten (Santen), untern des Rheinö schön am Fürstenberge gelegen, alte Stadt; ihr Dom verkündet den Glanz des Mittelalters, viele Ruinen die Anwesenheit der Römer, aus dem^nahen Fürsten- berge hatie Augustus ein Lager, castra vetera, weiter im N Trajan, eine L>tadt, c«»Ionia Xrajani, deren mächtiger Grundbau jetzt noch zu erkennen ist; schöne und mannigfaltige römiiche Alterthümer sind aus den Ruinen aufgefunden worden; aus den Baustoffen dieser römischen Nieverlaffungcn sind zum Theil die benachbarten Städte und Klöster erbauet; 3!00 E., Seiden-, Baumwollen-, Tuch- und Nadelfabrikcn, Prog"mnastum, schöne altdeutsche Kirche mit schönen Gemälden. Alpen, Büderich, Kervenheim, Stralen, Wachtendonk, nicht im Stande der Städte vertretene Ortschaften. Winnenthal und Beck, Mrktfl. Kevelaer, Wallfahrtsort. Asberg, die durch Attila zerstörte Römersiadt X8ciburkuin. — 7. Krefeld, schöne Stadt, in fruchtbarer, gartenreichrr Umgebung, 36,200 E., worunter viele Mennouitm, die hier ein Bethaus haben. Hauplsitz der preußischen Seiden- und Sammtmanufaktur, die in der Stadt und Umgegend von 13 — 15,000 Menschen^ betrieben wird, und Sammt, Sammt- bänder, Seidenstoffe, Plüsche, Tücher und Shawls für mehr als 4 Mill. Thlr. liefert; das älteste und berühmteste Seiocnstoffhandeishaus ist daö von der Seyen und Comp.; zur Berliner Ausstellung lieferte es 67" breite Summte; Seidenfärbercicn; Handelskammer. Uerdingen am Rhein, 3000 E., Schifffahrt, Handel, Spuren eines römischen Lagers; Baumwouzeuge, Zucker, Leder. — 8. Neuß, früher unmittelbar am Rhein, jetzt '/r St. davon, an der schiffoareu neuen Erft und dem Anfang des ^Kanals gelegen, 6400 E., Hauptgetreidemarkt für die Rhein- provinz; Baumwoll- und Wollzeuge, Bänder, Schnüre, Leder, bedeutende Färbereien; Dom- stiftskirche; früher stand hier ein Castell des Drusas, Drususthor; 1813 von den Preußen mit Sturm genommen. — 8. Grevenbroich an der Erst, im ehemaligen Herzogthum Jülich gelegen, daö eine reiche Abwechslung von Fluren, Wiesen, Weiden, Waldungen hat, einen blühenden Ackerbau, einen Ucberfluß an Getreide alter Art besitzt, ein schönes, gesegnetes Land ist-^ 1000 E., Maschinenfabrik, die auch Münzprägmaschinen liefert. Wewelinghofen, 1900 E. Hülchrath, Mrkifl. Dyk, Stammschloß der Grafen Salm-Reifferscheid-Dyk. Wtckerath, das Schloß ist jetzt Kaserne. — 10. Gladbach, Hauptsitz der rheinischen Leinwand- und Baum- wollenzeugwcöerei, 3800 E. Nheidt, 4300 E, dcsgl. Odenkirchcn, 1550 E., deögl. Dahlen, 1450 E., desgl. Viersen, 2800 E., debgl., bedeutende Sammt- und Seiden- webereien, Baumwollenspinnerei und mechanische Weberei von I. Berger und Comp., liefert m t einer Dampfkraft von 24 Pferden, 7000 Feinspindeln, 136 Maschtnenwebestühlcii mit etwa 400 Arbeitern jährlich gegen 22,500 Pfd. Garn, und hieraus 1'/, Mill. Ellen Nessel und Biber. Diele geweib- und volkreiche Dörfer in der Umgegend. — 11. Kempen, nahe der Stiers, 4230 Einw., Geburtsort von Thomas von Kempis, 1330, dessen Buch von der Nach- folge Christi nächst der Bibel die meiste und weiteste Verbreitung gesunden, in sehr viele Sprachen übersetzt ist; kath. Schullehrerseminar, Progymnasium. Süchteln, 2050 E., a. d. Stiers, Sammt-, Seiden-, Baumwollen-Linnenwcbcrei. Dülken, 2650 E., Leinwand. Zwirn. Kal- denkirchen, 1800 E., Seiden- und Baumwouzeuge. Brüggen, Hüls, Burgwaldniel, Mrktfl. — 12. Elberfeld, der Hauptoit deö Wuppcrthals, dessen Naturschönheiten durch die große Betriebsamkeit und den Kunstfleiß der Bewohner ihre Weihe erhalten. Wo irgend ein Thal, oder eine Bcrgfläche und Ebene sich darboten, siedelten sich die Vorfahren an; der dumpfe Wiederhall der Eisenhämmer, das behende Gehämmer der Schmiede, daö lustige Getreide der Schleifwerkstättcn, das abgebrochene Knarren der Bandmühlcn, daö Rasseln der Wcbcstühle, das ernste, taktmatzige Stampfen der Pulvcrmühlcn vereinigen sich zur wunderbarsten Harmonie, machen den Kr.is zum gewcrb- und volköreichstcn des Staates, stellen ihn in die Zahl der volks- und gewerdreichsten Gebiete von Europa, die zahlreichen Gewässer werden als nimmer rastende Arbeitsgehulfcn verwendet; der Kreis wird von 127,000 Menschen bewohnt, wovon 102,000 .evang.; viel religiöser Sinn und großer Eifer für christliche Zwecke, für innere und äußere

9. Die europäisch-germanischen Staaten - S. 1019

1857 - Glogau [u.a.] : Flemming
1019 Europa. Das Großherzogthum Hessen-Darmstadt. 2) Die Provinz Rheinheffen, 25 63m., 230,000 E., 9200 auf Om., wovon 626 Lutheraner, 550 Neformirte, 1 04,300 Unirle, 112,000 Katholiken, 2300 andere Confessionsverwandte, 10,000 Juden, zusammen in 45,600 Familien. Die kleinere 5v Hälfte des 8theils, auf der linken Rheinseite gelegen, durch den Rhein im N vom Herzogthum Nassau, durch die Nahe vom preuß. Regierungsbezirk Coblenz, durch den Rhein im O von der Provinz Starkenburg getrennt, im 8 von Rheinbaiern begrenzt. Von den Verflachungen des Donnersbergcs und der Haard erfüllt, bildet Rheinhessen ein Hügel- und Wellenland, aus dem hin und wieder einzelne Erhebungen höher emporsteigen; die Rheinufer vorherrschend flach, selbst im Rheingau, das Nahe- thal mit lieblichen Gegenden. Die Selz, der Hauptbinnenfluß, durchfließt ziemlich in der Mitte das Land von 8 nach N; ein fruchtbares, reich angebautes, weinreiches Land, nach Güte und Menge des Weines einer der Hauptweinbezirke in Deutschland, wenig entwickeltes Fabrikwefen, Mainz und Bingen ausgenommen; reich an geschicht- lichen Erinnerungen, Mainz, Oppenheim, Worms. 13,094 Pferde, 64,875' Stück Rindvieh, 4047 Schafe, 20,096 Ziegen, 35,855 Schweine; 39,485 M. Wald, wovon 6866 M. Staats-, 23,747 Gemeinde-, 8872 M. Privatwald ist. 5 Kreise: Stadtkreis Mainz, Landkreis Mainz, Bingen, Alzey, Worms; 8 Städte, 12 Mrktfl., 168 Dörfer und Weiler. 1150 öffentliche Gebäude, 34,000 Wohnhäuser. Mainz, das alte Moguntium , nächst Trier die alterthumöreichste Stadt Deutschlands, unterhalb des Einflusses des Mains in den Rhein, in lieblicher Gegend gelegen, Schiff- brücke über den Rhein, auf 49 Pontons ruhend, 766 Schritt lang zur jenseitigen Stadt Kastel, alte Stadt, Hauptstadt der Provinz, größte Stadt des Landes, eine der stärksten Festungen Deutschlands, Bundessestung, von Preußen und Oesterreichern gemeinschaftlich besetzt, reich an Ucberresten der Römerzeit und des Mittelalters, Schlüssel von Deutschland gegen W, am Rhein halbmondförmig gebaut, prächtig die Rheinseite, ein schönes Haus am andern, besonders stattliche Wirthshäuser, von den Kuppeln und Thürmen der zahl- reichen Kirchen überragt, nach Außen hin von mächtigen Festungswerken; die zahlreichen (130) Straßen im Innern zumeist eng und winklich, vielfach sich durchschneidend, in 27 öffentliche Plätze sich erweiternd (Dom-, Gutenbergsplatz, Thiermarkt), die Häuser zumeist hoch, zum Theil alterthümlich, über 2200 Wohnhäuser, über 150 öffentliche Gebäude, 10 katholische, 1 evangelische Kirche, 38,000 E., mit der Besatzung 45 —55,000. Der Dom, ein hohes, mächtiges, sechsthürmiges Gebäude, 350' l., 140' br., 6mal von Feuertzbrunst und Fcindeswuth heimgesucht und wieder hergestellt, gleichsam eine Geschichtstasel der rheinischen Kirchenbaukunst, zur Zeit des französischen Revolutionskriegetz im vorigen Jahr- hundert fast völlig zerstört, zeitweise ein Lazarett), durch Napoleon wieder ganz hergestellt; 14 Altäre, 20 Neben-, 1 unterirdische Kapelle; biete Grabdenkmäler von Mainzer Chur- fürsten, z. B. des Albrecht von Brandenburg und Churfürsten von Mainz, die schöne Igna- tius-, die 2thürmige Peters-, die Stephanskirche, das großherzogl. Schloß, früher deutscher Ordenösitz am Rhein, neben ihm das Zeughaus; als große Gebäude sind ferner zu erwäh- nen: das vormalige churfürstliche Schloß, der Justiz-, der Regierungspalast, die Festungs- Commandantur, der Vieegouverneurpalast, das Zeughaus, das Kastnogebäude, das Schau- spielhaus; das Gutenbergsdenkmal aus dem gleichnamigen Platz, nach Thorwaldsens Modell von Crozatier in Paris meisterhaft in Erz gegossen, 1837 aufgestellt (loannem Gensefleiscli de Gutenberg, patricium Moguntinum arte per totani Europam collata posuerunt clves 1837); 100,000 Bände starke Stadtbibliothek, städtische Gemäldegallerie mit mehrern trefflichen Gemälden, Münz- und Naturalienkabinet, Museum römischer Alterthümer; viele römische Alterthümer: die großartigen Trümmer der römischen Wasserleitung (62 Pfeiler) bei Zahlbach, der Eichelstein des Drusus mit seiner weiten und herrlichen Aussicht; der Rheinhasen_, die neue Anlage, der Mainmündung gegenüber; große Gewerbthätigkeit, beson- ders Kunsttischlerei, Wagen-, Fortepianobau, Tabak-, Champagner-, Punschessenz- (Metternich), Steingut-, Lackirwaaren-, Essig-, Seifen-, Maschinen-, Leder-Fabriken, unter den letztern besonders die von Mayer, Michel und Deninger, die bedeutendste Lederfabrik in Deutsch- land (Ober-, Riemer-, Sattler-, Sämisch-, lackirtes Leder, Saffian, 3 — 400 Arbeiter, Absatz nach allen Ländern); großer Handelsverkehr, besonders in Wein und Getreide, viel Speditions- und Commisstonshandel, bedeutende Schifffahrt, starke Dampfschifffahrt auf

10. Die europäisch-germanischen Staaten - S. 1053

1857 - Glogau [u.a.] : Flemming
Europa. Das Königreich Würtemberg. 1053 umgebaut, Schlllershöhe, geschmackvolle Anlagen, auf denen Schillers Denkmal aufgestellt werden soll; die alterthümliche Alexander-kirche vor der Stadt; viele römische Alterthümer hier und im benachbarten Dorfe Benningen, 2500 E,, früher bedeutender, 1693 durch die Franzosen unter Melac von Grund auö zerstört, trefflicher Wein. Groß-Bottwar, Stadt im fruchtbaren und weinreichen Bottwarthale, 2600 Gr. Burg Lichtenberg. Klein - Asbach, Mrktfl., 1300 E. Mundelsheim am Neckar, Mrktfl., 1800 E., altes Schloß, trefflicher Wein. Oberstenfeld, Mrktfl., 1500 E., adliges Fräuleinstift. Pleidelsheim am Neckar, Mrktfl., 1500 E. Steinheim, am Einfluß der Bottwar in die Murr, Mrktfl., 1300 E. Klein« Bottwar, D., Weinbau, Burg Schaubeck. Winzerhaufen, Pfarrdorf, 1100 E., Burg- Ruine Wunnenstein. 6) Oberamt Besigheim, 3'/Z Ihm., vom Neckar durchfloffcn, Mündung der Enz. Besigheim, am Einfluß der Enz in den Neckar, die beiden sogenannten Römerthürme sollen Ueberreste eineö vom König Probuö hier angelegten Kastells sein, wahrscheinlich sind sie aber Reste mittelalterlicher Burgen, 2-100 (£., auf dem naheliegenden Muschelkalkderge Schalkenstein wächst der beste rothe Neckarwein, der Schalkensteiner. Bietigheim, am Einfluß der Metter in die Enz, in der Mitte zwischen Stuttgart und Hcilbronn gelegen, 2900 E., Baumwollspin- nerei, Tuchfabr. Bönnigheim, alte Stadt, schon im 8. Jahrhundert vorhanden und Bun- nincheim im Zabernachgowe genannt, 2300 E., Wcinhandel, königl. Schloß und Garten, sehr fruchtbare und schöne Umgegend. Laufen, rechts am Neckar, sehr romantisch gelegene alte Stadt, im neunten Jahrhundert königl. Villa, reich an römischen Alterthümern, die Kapelle der heil. Regiswinda, ein sehenswerthes Stück mittelalterlicher Baukunst, steinerne Ncckarbrücke, links am Einfluß der Zaber das Dorf Laufen, beide zusammen 4000 E., trefflicher Weinbau, Neckar- Insel mit Burgtrümmern und Gartenanlagen. Freudenlhal, Mrktfl., am Stromberg, 800 E., königl Lustschloß, Synagoge. Groß-Jngersheim, Mrktst. am Neckar, 1500 E. Jlsfeld, Mrktfl. an der Scholzach, 2100 E. Kirchheim am Neckar, Mrktfl., 1700 E Kalten- westheim, Mrktfl., 1400 E., nahebei daß Schloß Liebenstein. 7) Oderamt Heilbronn, 2'/r H!M., vom Neckar durchfloffen, ein lieblicher Wechsel von fruchtbaren Thälein, Hügeln, wein-, obst-, getreide-, hopfenreich. Heilbronn, Heile- brunne, Heilicbrunna, von dem aus 7 Röhren sonst stark ausfließenden, jetzt versiegten Siebenrohrbrunnen also genannt, das alte Wahrzeichen der Stadt, am Neckar, alte berühmte Reichsstadt, schon 841 vorhanden, jetzt jungblühende Handelsstadt, von alten, hohen, gethürmten Mauern umgeben, im Innern ein Wechsel von alterthümlichen und neumodischen Gebäuden, sehr lieblich in einer der fruchtbarsten und üppigsten Gegenden Schwabens gelegen; die Haupt- kirche St. Kilian 1013 begonntn, im 15. Jahrhundert ausgeführt, ein bewundernswürdiges Denkmal gothischer Baukunst und Bildnerei, hochgespannte Bogen, niedlich gearbeitete Säulen und Pfeiler; große Glocke; Mammuthtzbein; altes Rathhauö mit sehenöwerthem Uhrwerk; deutsche Hauökirche St. Joseph, deutsches Haus, jetzt Jnsanteriekaserne, die sehenswerthen Trümmer der durch die Franzosen 1688 ausgebrannten Franziskanerkirche; deö Reichsschultheißens Palast am Markt, von einigen als karolingische Königkpfalz angesprochen; Götzens Thurm, ein 100' h., starker 4eckiger Thurm, in dem Gölz von Berlichingen gesessen, aber nicht, wie Göthe in seinem Götz von Berlichingen erzählt, gestorben ist; viele römische Bauüberreste, winklige, enge Gaffen, von neuern Bauwerken die großartige Zollhalle, das Gymnastalgebäude, der quadergefaßte Wilhelmskanal, Kanal und Hafen, viele großartige Fabrikhäuser, schöne Privathäuser; die erste, gewerbreichste Handelsstadt des Landes, gepfropft auf den alten Stamm einer uralten, mächtigen Reichsstadt, die 1803 Würtemberg einverleibt worden; Gymnasium, Realschule, Bibliothek; 13,000 E., Dittmars Meffer-, v. Backhaus Tapeten-, Rauch's und Schäuffelers Papierfabriken ohne Ende, Bruckmanns Silberwaarenfabrik, chemische Fabrik, Schrootgießerei, Essig-, Cham- pagner-, Leder-, Tuchfabriken, Wollspinnereien, Bleichereien, Branntweinbrennerei und Brauereien; sehr bedeutender Handel, Dampf- und Segelschifffahrt auf dem Neckar, viele liebliche Garten- Anlagen- bedeutende Gypsbrüche mit einem jährlichen Ertrag von 100,000 Ctr., bedeutender Sandsteinbruch; tägliche Dampfschifffahrt nach Heidelberg; Eisenbahn nach Stuttgart, Ulm und Friedrichshafen; trefflicher Wein- und Hopfenbau; der Wartthurm auf dem Wartberge mit weiter Aussicht. Groß-Gartach, Mrktfl. am Leimbach, 1700 E. Neckar-Gartach, Pfarrdorf, 1000 E., Schlachtfeld von Wimpfen 1622. Thal heim, Pfarrdorf, 1400 E., Schloß und Burgruinen. 8) Oberamt Weinsberg, 5>/r Um. Weinsberg, Winesberg, Stadt an der Sulm, am Fuß der Weidertreue, früher Reichsstadt. 2100 E., Belagerung durch Konrad 111. den Hohenstaufen im Jahre 1140, Weibertreue, uralte Stadtkirche, deö Dichters Justinuö Kerners Haus. Löwenstein, Stadt am Nordfuß des Löwensteiner Waldgebirges, Hauptort der Graffchaft Löwenstein-Freudenberg; die Trümmer deö Stammschlosses Löwenstein auf dem
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